Bernhard Hoetgers Gesamtkunstwerk
2007 wird der Hermannshof niedersächsisches Kulturdenkmal. Das Ensemble aus Park und Gebäuden spiegelt einerseits den Geist der 1920ger Jahre, andererseits lässt es den ausgeprägten Individualismus des Bauherrn Hermann Rexhausen erkennen.
Wohlhabende Bürger trachteten seinerzeit nach eigenen Gärten außerhalb der Stadt, einige wenige konnten sich sogar das Erbauen einen eigenen Landsitz leisten. In der Regel setzte man seinen Ehrgeiz unter anderem in den Anbau von eigenem Obst und Gemüse, der Eigenanbau war schwer in Mode gekommen. Das zeigt sich auch im Konzept der Gartenanlage des Hermannshofs. Ein Plan der Parkanlage aus dem Jahr 1931 zeigt eine Obstplantage und hübsch symetrisch angelegte Gemüsebeete.
Um 2005 war dieser Plan die entscheidende Grundlage für die Rekonstruktion der historischen Gartenelemente, für die Wiederaufpflanzung der Apfelplantage mit 30 jungen Bäumen, das Setzen der Hortensien- und der Eibenhecke.
Der Bildhauer Bernhard Hoetger und seine Raumskulpturen
Hermann Rexhausen verpflichtet mit dem Bildhauer-Architekten Bernhard Hoetger einen eingenwilligen Gestalter für seinen Sommersitz. Seit 1911 war Hoetger Professor und leitender Meister an der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt. Er begriff Häuser und Park als eine zu gestaltende Einheit. Er schuf Gartenräume, die mit ihren Staffelungen, Hecken, mit ihrer Geometrie und Formgebung die Innenräume gewissermaßen logisch im Außenraum fortsetzten. Mit Eiben, Rosskastanien, Scheinzypressen und Säulenpappeln strukturierte er das Gelände und schuf mit seinen Baumskulpturen ein ums andere Gartenzimmer. Für den Denkmalpfleger Rainer Schomann besteht in der offensichtlichen Unprofessionalität der Gartengestaltung nach damaligen Maßstäben der besondere Reiz:
„Nach meiner Ansicht kann man hier ablesen, dass hier ein Individualist gearbeitet hat, der nicht handwerklich gelernt hat, wie man einen Garten entwickelt und gestaltet, sondern der mit ganz eigenen Formen des Umgangs mit Räumen einen Garten inszeniert hat und hier etwas ganz Eigenes geschaffen hat.“
Ein Beispiel ist der Übergang von der Nordterrasse des Haupthauses in den Garten. Es gibt und gab keinen Weg, der von der Treppe Richtung Gemüsegarten und Teepavillon geführt hätte. Mit der Wiese beginnt der neue Raum, das neue Zimmer, das über die Treppe betreten wird. Solch ein abrupter Übergang, sagt der Fachmann für Gartendenkmalpflege, war seinerzeit ein No-Go.