Klänge die Springe sprengen

Eine lautpoetische Räubergeschichte für gemischten Chor

Die schlaue Röse

„Es war einmal in springe, reinvordessen auf dem düsteren deister, eine räubermeisterin. Im hallermund hieß sie die schlaue röse.“ 

So beginnt das wilde, unerhörte Chorereignis. Jaap Blonk komponiert seinem Projektchor mit Sängerinnen aus Springe, Völksen und Umzu einen Lautgesang auf den Leib. Lang zuvor: Man trifft sich. Erste vorsichtige Annäherung. Die Choristen sind überaus befremdet ob des blödsinnigen Vorgehens. Sie probieren, studieren, experimentieren. Sie lachen sich einen Ast. Um sich sogleich wieder höllisch zu konzentrieren. 

Wederade wieder grade

Der Text ist ein bisschen gaga, er lebt von Wortbildungen, denen topografische Namen aus der Region zugrunde liegen. Fast normale Sätze verflüssigen sich zu lautpoetischen Schöpfungen. Jaap Blonk hat alte Landkarten studiert und die Namen von Straßen, Orten und Flüssen in seine Räubergeschichte eingebaut. „Und so kam hirschmannsruh in springes reich, ging wederade wieder grade, klang boitzum bum tum zum und sang zu gestorf nach wie vor die rote rose.“ 

Auch die Notation ist gewöhnungsbedürftig: Standard-musikalische Rhythmen, Melodien und Harmonien stehen in graphischer Notation wie jedes ordentlich aufgeschriebene "Kein schöner Land" für vier Stimmen. Daneben die lautpoetischen Vokal- und Konsonantenschöpfungen in freier Notation. 

Wilde Gesellen...und natürlich Gesellinnen

Jaap Blonk, geboren 1953 in Woerden, Holland, international renommierter Lautpoet, Komponist, Performer und Schwitters-Interpret, entwickelt parallel zur Probenarbeit die halbstündige Komposition. Bei den Proben wird er unterstützt von Tamara Gliserin, Leiterin des Gesangsvereins Augusta.

Der Gesangsverein Augusta seit 1887 aus Völksen sowie Mitglieder weiterer Chöre in der Kommune Springe, insgesamt 80 Sängerinnen und Sänger, wachsen über sich selbst hinaus. Sie singen, spielen und sprechen die anarchische Chorliteratur mit der Präzision einer perfekt eingespielten Räuberbande. 

Uraufgeführt wird das Räuberstück am 5. Juni 2009 im Rahmen der Chortage Hameln. Das Konzept wurde 2010 mit dem Förderpreis Musikvermittlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Musikland Niedersachsen gGmbH ausgezeichnet.