DER FREISCHÜTZ VON VÖLKSEN
Sommertheater Hermannshof
Reservierung obligatorisch, bei ausverkauften Aufführungen sind Restkarten am Aufführungstag online buchbar
Jahres-Höhepunkt ist das inzwischen vierte Open Air – Projekt mit dem Theaterkollektiv 'DieCompagnie' um die niedersächsischen Theatermacher*innen, Andrea Casabianchi, Rainer Frank, Elisabeth Hoppe, Serkan Salihoglu, Andreas Sigrist und die Musiker Martin Engelbach und Lars Ehrhardt.
Damit es keine Missverständnisse gibt: 'DieCompagnie' plant keineswegs Carl Maria von Webers Oper 'Der Freischütz' aufzuführen! Ausgangspunkt ist vielmehr die gleichnamige Novelle 'Der Freischütz’ von August Apel, die auch die Grundlage für das Opern-Libretto bildete: Apel hat sie 1810 für seine in Leipzig erschienene ‚Gespensterbuch‘- Sammlung aufgeschrieben. Die Novelle wiederum greift eine Volkssage auf, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit dem 14. Jahrhundert verbreitet war.
Diese Freischütz- oder Freischuss-Mythen sind der Ausgangspunkt für eine moderne theatralische Expedition über Zugehörigkeit und unsere Vorstellungen von Heimat. Ausgehend von dem zur deutschen Nationaloper stilisierten Mythos vom Freischütz stellen sich die Beteiligten die Frage, was macht diese Geschichte über Pflichterfüllung und dem verzweifelten Wunsch nach Zugehörigkeit zur Dorfgemeinschaft so exemplarisch aktuell? Was hat es mit der Tradition der Schützenvereine auf sich? Und warum ist der Wald und die Jagd angeblich so prägend für das Selbstverständnis der Deutschen?
Mit Jagdhornbläsern aus der Region, dem Posaunenchor Völksen und dem 'Chor der Landbevölkerung'.
Der Plot
Der Freischütz ist die Geschichte einer Überforderung: Der städtische Schreiber Wilhelm liebt ein Mädchen aus dem Dorf. Er möchte dazugehören zu Käthchen, zur Familie ihres Vaters, eines Jägers … und zur Gemeinschaft der Dörfler. Um akzeptiert und aufgenommen zu werden, verlangt man eine Prüfung von ihm. Eine Art jagdlicher Integrationskurs wird gestartet, den er mit dem Probeschussam Tage der Hochzeit vor aller Augen bestehen muss. Egal wo seine Fähigkeiten eigentlich liegen. Die Gemeinschaft verlangt es: Willst du dazugehören, musst du unsere Sprache sprechen, musst du werden wie wir. Und jetzt – die Geschichte spielt ja im mittelalterlichen deutschen Wald – kommt Samiel, der „schwarze Jäger“ ins Spiel. … Es geht in die Wolfsschlucht… Magische Kugeln werden gegossen, die es Wilhelm erlauben sollen, mit jedem Schuss zu treffen.
Termine und Reservierungen
1.8.2024: Premiere mit weiteren Vorstellungen bis Mitte August. Beginn ist um 19.30 Uhr, gespielt wird an verschieden Orten im Park in die Abendstimmung. Ende ist gegen 21.30 Uhr. Im Anschluss gibt es bei Brot und Wein Zeit für persönliche Nachgespräche.Die Kartenreservierung ist obligatorisch, da die Platzzahl begrenzt ist. Karten können ab dem 15. Juni reserviert werden.
Auszug aus der Konzeption
Rainer Frank, Schauspieler:
„Besondere Orte oder Landschaften haben schon immer eine identitätsstiftende Funktion gehabt. Und unsichere oder als krisenhaft empfundene Zeiten forcieren das Bedürfnis nach einer wie auch immer gearteten Verwurzelung. So war es auch schon bei der Gründung des Hermannshofes im ersten Weltkrieg. Wie entsteht also Verbundenheit, Heimatgefühl? Und was leitet sich daraus ab? Angesichts wilder Debatten um Teilhabe und Zuwanderung sind wir äußerst gespannt, gemeinsam mit unseren teils langjährigen Partnern diese Reise in den allegorisch aufgeladenen heimischen Wald, in die WOLFSSCHLUCHT von VÖLKSEN zu unternehmen! Und wir fragen uns bange: Wieviel Aberglaube steckt bei aller Aufgeklärtheit, und fast unüberschaubar zugänglichen Wissensressourcen in uns?“
Martin Engelbach, Musiker:
Eine akustik-Band begleitet das - wie in den letzten Jahren - hingebungsvoll ‚aufsingende‘ Ensemble der „Compagnie“. Es erklingt eine Jahrmarkt-Bearbeitung von: „Durch die Wälder, durch die Auen“ von Karl Maria von Weber, genauso wie die schummrig-schrägen Black-Rider Balladen von Tom Waits. In deutscher Übersetzung! Darüber hinaus geben wir morbides aus dem deutschen Jagdlieder-Fundus zum Besten. All das wird spektakelhaft unterstützt von dem fabelhaften Chor der LAndbevölkerung sowie dem ortsansässigen Posaunenchor und Jagdhornbläsern aus der region! Es entsteht etwas merkwürdig opulentes, absurdes und aus der Zeit gefallenes - wären da nicht Assoziationen zum heimischen Schützenfest.
Serkan Salihoglu, Regisseur:
„Bei aller beglückenden Offenheit unseren Mitstreiter*innen aus der Gegend, ist es sicher ganz und gar nicht selbstverständlich, in die dörfliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Egal wo. Egal woher man kommt. Das ist zwar in der Stadt nicht anders, aber dort erwartet es auch niemand!“