Eckhart Liss

Viel mehr als die gute Seele des Hermannshofes

Eckhart Liss ist künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Vereins Kunst und Begegnung Hermannshof e.V. Er strickt Konzepte, organisiert Künstler und schreibt Anträge für Fördergelder. Er sorgt dafür, dass Kunst stattfindet: auf dem Hermannshof, in Schulen, im Ort, in der Region.

Viele halten ihn für einen Missionar in Sachen Kunst: Projektpartner, die er bezirzt hat, Ordnungsämter, die er rumgekriegt, Förderer, die er überzeugt hat.

1958 – 1981 Springe - Fulda

Das missionarische hat er vermutlich aus dem Elternhaus, einem Pfarrhaushalt in Springe. Im Hause Liss wurde Orgel, Klavier und Akkordeon gespielt. Eckhart, geboren 1958, lernte Querflöte und später das Querflöten bauen, als Lehrjunge bei der Firma Mollenhauer in Fulda.

Im Instrumentenbau wurde gehobelt und gesägt. Das fand er klasse. Nach fünf Jahren als Instrumentenbauer suchte er sich einen Lehrmeister für Kleinplastik.

1981 – 1988 Berlin

Er fand den Elfenbeinbildhauer Jan Holschuh im Odenwald. Bei ihm absolvierte Liss eine „Bauhaus-Grundlehre“, er arbeitete vor allem mit Stoffen, die er aus dem Flötenbau kannte, nämlich Hartholz und Elfenbein. (Holschuh war ausgebildet in Erbach und Weimar und später Leiter der Werkstätten der Staatlichen Bernsteinmanufaktur Königsberg.) 1985 gewann Liss den ersten Preis beim internationalen Elfenbeinwettbewerb im Elfenbeinmuseum in Erbach.

Dann wurde ihm die Kleinplastik zu klein. Sein nächster Meister wurde der Japaner Makoto Fujiwara, der an der Hochschule der Künste in Berlin Steinbildhauerei lehrte. Liss wurde Gaststudent in Berlin, lernte das Klopfen in Stein und Sägen in Holz, und bekam einen Blick für den Außenraum, für Skulptur und Landschaft, für Landschaftsarchitektur.

1989 Berlin - Völksen

Auf dem Gelände der Verwandtschaft in Springe-Völksen gründete Liss 1989 die Künstlerwerkstatt Hermannshof. In Völksen war Platz für große Skulpturen, viel Gestrüpp, und ein Urwald, den man ja vielleicht in eine Parklandschaft umwandeln konnte. Gut, dass er in Berlin den Kettensägeschein erworben hatte. Parallel zu seinen Studien in Bildhauerei unterrichtetet er Querflöte an der Musikschule Spandau in Berlin. Er spielte selbst in verschiedenen Formationen, jazzig und improvisiert, am intensivsten als „Kliss“ mit dem Bassisten Gerhard Klink, einem Freund aus Fuldaer Zeiten. Er gab Workshops im Improvisieren „Spielen ohne Noten“ in Schulen und an Musikhochschulen.

1991 Kunst und Begegnung

Die erste Ausstellung auf dem Hermannshof waren die „Künstlertage Hermannshof“ 1991. Seither gibt es die Künstlertage jährlich im August mit spartenübergreifendem Programm: Musik, Schauspiel, Lesung, Performance, Bildhauerei, Lichtkunst, Tanz und Kooperationsprojekte. Viele Jahre waren die Open-Air-Veranstaltungen wahre Zitterpartien: Hält das Wetter – kommt der Regen

2001 Professionalisierung

Liss, der Künstler, verlegte sich auf Klanginstallationen, die Synthese aus Musik und Bildhauerei. Außerdem musste er weiterlernen: Generalstabsmäßig Veranstaltungen organisieren und Geld beschaffen für Kultur. Das Land Niedersachen ermöglichte ihm die Teilnahme am dreijährigen Qualifizierungsprogramm „Kultur im ländlichen Raum“.

2003 Haus im Park

Der Verein wurde Bauherr und bekam ein Dach über dem Kopf: Das „Haus im Park“ des Hannoveraner Architektenduos Karsten Schlüter/ Kazuo Ishikawa wurde gebaut, wesentlich gefördert vom Land Niedersachsen und der Sparkasse Hannover, als Anerkennung für 12 Jahre innovative Kulturarbeit und Ansporn für 25 weitere Jahre. Und Liss missioniert wie eh und je - inzwischen auch an der Leibniz-Universitäten Hannover– als Dozent im Fach Kulturmanagement.

2012 Verdienstkreuz

Diese Auszeichnung mit dem Verdienstkreuze am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens gab es für sein außergewöhnliches Engagement in der regionalen Kulturförderung.

2014 Stadtkulturpreis

Diese Auszeichnung des Freundeskreis Hannover gab es für seine vernetzende Kulturarbeit zwischen der Region und der Landeshauptstadt.